Strukturierte Biografiearbeit
„Strukturierte Biografiearbeit ist eine Form zur Selbstreflexion der Biografie in einem professionellen Setting. Die Reflexion einer biografischen Vergangenheit dient ihrem Verständnis in der Gegenwart und einer möglichen Gestaltung der Zukunft. Dabei wird die individuelle Biografie in einem gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang gesehen. Aus dieser Sichtweise lassen sich zukünftige Handlungspotenziale entwickeln“. (Wikipedia 2014)
„In der Biografiearbeit steht die lebensgeschichtliche Erzählung im Vordergrund, die in einem kommunikativen Prozess mit einem Gesprächspartner oder auch in der Gruppe erinnert und reflektiert wird“. „In der Biografiearbeit geht es um die Ermöglichung von Selbst- und/oder Fremdverstehen, ja nach persönlicher Situation und Lage, um daraus Handlungsoptionen für die Zukunft ableiten zu können“.
„Biografisches Lernen fördert und eröffnet also neue Wege der Selbstthematisierung stärkt das Selbstwertgefühl und fördert die Entfaltung bislang vernachlässigter oder verschütteter Interessen und Lebensziele.“
(Cornelia Kricheldorff, Biografiearbeit in der Aktivierungstherapie, 2014)
Ursprung, Ziele und Arbeitsmethoden
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Ursprung:
Das, vom US-Amerikaner Robert Neil Butler (1927 - 2010 war ein US-amerikanischer Hochschullehrer, Mediziner und Gerontologe) entwickelte Konzept einer Lebensrückschau besagt, dass viele Menschen mit zunehmendem Alter den Wunsch verspüren, dem vergangenen Leben einen Sinn zu geben. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit kann persönliche Sicherheit geben, das Selbstvertrauen stärken und dabei helfen, die schwierigen Situationen des Älterwerdens besser zu bewältigen. Eine Beurteilung der erlebten Vergangenheit aus nachträglicher Sicht kann zu einer Integration der Biografie führen. Jene Diskrepanz, welche sich aus einem damaligen Wollen und dem tatsächlichen Lebenslauf ergibt, kann aufgehoben oder zumindest geringer werden.
(Wikipedia 2014)
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Ziele:
Die ursprüngliche Biografiearbeit spricht von drei Hauptzielen:
1. Stärkung autobiografischer Kompetenzen
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Fähigkeit erwerben, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen;
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Mut zum Erzählen vermitteln;
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Gedächtnisinhalte der älteren Generationen als verborgene Schätze wahrnehmen.
2. Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Einzelnen
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individuelle Geschichten wiederbeleben;
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ganzheitliches Verständnis für die eigene Biografie erlangen.
3. Integration der Lebensgeschichte
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positives Verarbeiten versöhnt Brüche, Widersprüche und Scheitern;
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gewonnene Erkenntnisse werden zu einer Ressource für die Zukunft gemacht.
Bei der Biografiearbeit werden die drei Zeitformen nach John McTaggart einbezogen:
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Erinnerung an die Vergangenheit als Lebensbilanz;
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Begleitung in der Gegenwart als Lebensbewältigung;
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Perspektive für die Zukunft als Lebensplanung.
In einer zeitlichen Sichtweise geht es um eine Bilanzierung vergangener Lebensleistungen, um eine Integration von Lebenserfahrungen in ein gegenwärtiges Selbstbild und in der Lebensplanung um eine Entscheidungsfindung zukünftiger Aktionen. Das zeitliche und methodische Paradigma verfolgt dabei das Ziel, ein individuelles Gefühl von Kohärenz herauszubilden. Durch die Kohärenz wird die persönliche Identität als eine in sich zusammenhängende Einheit empfunden.
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Arbeitsmethoden:
Es werden zwei Vorgehensweisen unterschieden:
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Zur gesprächsorientierten Biografiearbeit zählen Einzel- und Gruppengespräche, welche zu vorgegebenen Themen angeboten werden. Es können Themen wie z. B. Feste, Feiertage, Schulzeit, Familienleben behandelt werden.
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Die aktivitätsorientierte Biografiearbeit zeichnet sich durch aktive Tätigkeiten aus. Beispiele sind das Singen bekannter traditioneller Lieder mit anschließendem Gespräch, Museumsbesuche, handwerkliche Aktivitäten, Basteln. Auch das Ausführen alltäglicher Handlungen, z. B. Tisch decken, kann dazugehören.
(Wikipedia 2014)
Ruhe 2008 definiert als zentrale Elemente der Biografiearbeit, dass sie
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auf den ganzen Menschen zielt, also Denken, Fühlen und Handeln umfasst, im Sinne von Körper, Seele und Geist,
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den Menschen sowohl in seinen individuellen Dispositionen erfasst als auch in seiner jeweils zeitgeschichtlichen und kulturellen Prägung,
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immer von der Gegenwart ausgehend die Vergangenheit reflektiert, um damit Anknüpfungspunkte für die Gestaltung der Zukunft zu haben,
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immer an ein professionelles Setting gebunden ist.
